Was genau er meint, mag zwar offen für Interpretationen sein, trotzdem deutet er aber ziemlich klar darauf hin, dass die vielen Drohnensichtungen über dem EU-Raum Teil einer neuen Eskalation sind. Wie genau sie zu erklären sind, darauf werden in den Medien verschiedene Antworten gegeben, aber mit einem gemeinsamen Grundkonsens: Es braucht weitere Aufrüstung. Nach weiteren Drohnensichtungen in Nordeuropa und mittlerweile auch über deutschen Flughäfen, die teils den Flugverkehr unterbrachen, will die Bundesregierung auch direkt zur Tat schreiten: Innenminister Dobrindt will ein „Drohnenabwehrzentrum“ schaffen, an dem Bundespolizei, Zoll, Bundeskriminalamt, Länderbehörden und eventuell Bundeswehr mitarbeiten, und sprach von einem „Wettrüsten“.
In den vergangenen Wochen wurden in mehreren NATO-Ländern Drohnen über dem Luftraum gemeldet: In Polen, Rumänien, Norwegen, Estland, Lettland und nicht zuletzt in Schweden und Dänemark. Besonders die Vorfälle in Polen und Estland haben dabei international für Aufruhr gesorgt und beide Staaten haben mit einem Abstand von wenigen Tagen Artikel 4 des NATO-Vertrags aktiviert – seit der Gründung der NATO geschah dies bis dahin nur 7 Mal. Artikel 4 sieht Beratungen vor, wenn sich ein NATO-Staat von außen gefährdet sieht. In eigentlich allen Fällen wurde mehr oder weniger endgültig vom Einsatz von russischen Drohnen gesprochen, so auch in Polen und auch Bundeskanzler Merz äußerte entschlossen: „Die Bundesregierung verurteilt dieses aggressive russische Vorgehen auf das Schärfste. […] Die NATO ist und bleibt verteidigungsbereit.“ Bezogen wurde sich dabei überwiegend auf ein Foto eines Hauses im polnischen Dorf Wyryki, welches nach einem vermeintlichen russischen Drohnenangriff beschädigt war. Knapp eine Woche später stellte sich heraus, dass das besagte Haus durch die Rakete eines westlichen Kampfjets zerstört wurde – medial fand dies dann aber kaum mehr Raum.
Dieser einzelne Vorfall verkörpert aktuell exemplarisch sehr treffend, wie um die Drohnen diskutiert wird und wie sie zum Einsatz kommen. In den meisten Fällen sprechen deutsche Politiker, NATO und EU direkt von russischen Drohnen, dieser Vorwurf wird von russischer Seite trocken abgewiesen. Es steht also „Aussage gegen Aussage“ und klar ist, dass aber keine der beteiligten oder sich beteiligenden Seiten ein wirkliches Interesse daran hat, die Wahrheit aufzudecken. Es gibt Gründe dafür, dass es sich um russische Drohnen handeln könnte, das Austesten bzw. Ausspielen verschiedener Kräfte im NATO-Block gegeneinander aber auch das Austesten der Grenzen der Ostflanke und der militärischen Reaktionsfähigkeit fallen darunter. Gleichzeitig bestätigt der Blick in die Geschichte (Vietnam, Irak usw.): „Als erstes stirbt die Wahrheit“ – Manipulation und Falschdarstellung sind fester Bestandteil der Kriegspolitik und historisch oft entscheidend gewesen, um neue Eskalationen einzuleiten. Auch ist offensichtlich, dass die russische Armee angesichts ihrer Aufstellung dem Kriegsbeginn durch NATO-Seite militärisch nicht ausreichend antworten kann. Es gibt also auch Gründe dafür, eben nicht von russischen Drohnen auszugehen. In vielen Fällen könnte es sich genau so gut um Drohnen aus Privatbesitz handeln – allein in Deutschland gibt es über 385.000(!) von ihnen. Solange keine unabhängigen Ermittlungen durchgeführt werden, kann die Frage nicht mit einem finalen ja oder nein beantworten werden. Was allerdings klar benannt werden kann, ist, worauf die Diskussionen und verschiedenen Interventionen – besonders der NATO-Staaten – zeigen.
Die NATO hat jüngst einen Einsatz zur Stärkung der Ostflanke verkündet. Deutschland verkündet den Bau eines Drohnenabwehrzentrums. In allen Ländern werden die Kriegstrommeln weiter gerührt. So wird die aktuelle Eskalation auch gezielt eingesetzt, um die verschiedenen deutschen NATO-Manöver wie Red Storm Bravo oder Quadriga 2025 in der Bevölkerung zu rechtfertigen oder gar gut zu heißen. Die Verhandlungen zwischen den USA und Russland im Sommer haben nun endgültig zu keinem genügenden Einverständnis zwischen den verschiedenen Seiten geführt und so muss der Versuch von Diplomatie wieder aggressiveren „Lösungen“ weichen.
Auch wird die neue Art der Kriegsführung – unter der zum Beispiel der traditionelle Panzer teilweise weniger anrichtet als eine kleine Drohne für wenige tausend Dollar – deutlich. Ebenso deutlich wird auch, dass sich imperialistische Mächte wie Deutschland dieser neuen Form nicht genügend gewappnet sehen und schnellstmöglichen Nachholbedarf haben. Dafür wird neben der notwendigen Technologie und Forschung vor allem ein stärkerer Rückhalt in der Bevölkerung gebraucht und dieser soll gezielt auf Angst und Sorgen wachsen.