Seltene Erden – häufige Kriege

Im Zentrum der weltweiten Kriege stehen immer mehr die sogenannten Seltenen Erden.

Wenn wir die vielen Kriege auf der Welt einordnen, ist den meisten von uns klar: Sie werden von den Imperialisten um Handelsrouten, Märkte und Rohstoffe geführt. Im Zentrum dieser Rohstoffe und immer mehr auch im Zentrum dieser Kriege stehen die sogenannten Seltenen Erden. Warum ist das so und wie bestimmen sie die Kriegsführung, den Markt und die Produktion?

Ein kleiner Faktencheck vorab

17 Rohstoffe bilden diese Seltenen Erden, wobei die wichtigsten Einsatzbereiche laut Eco*Journal aktuell Dauermagnete (44,3%), Katalysatoren (17,1%), Poliermittel für z.B. Halbleiter (11,1%) Metallerzeugnisse (6,6%) und Glas (6,3%) sind. Insgesamt kommen sie dabei vor allem in der Windkraft, E-Mobilität, aber aktuell auch in der Rüstungsindustrie zum Einsatz. Und ihre wachsende Rolle in diesen zentralen Einsatzbereichen zeigt sich schwarz auf weiß im Wachstum des Marktes für kritische Mineralien, zu denen die meisten und vor allem wichtigsten Seltenen Erden zählen. Betrug dieser vergangenes Jahr 325 Milliarden US-Dollar, soll er sich in den nächsten 15 Jahren mehr als verdreifachen. Wichtig ist zu unterstreichen, dass diese Erden dabei nicht „selten“ in ihrem Vorkommen sind, sondern im Zugang zu ihnen, denn dieser ist mühsam und mit hohen Kosten verbunden. Ihre Bezeichnung als solche trägt aber natürlich gezielt dazu bei, dass ihre “kritische“ Rolle verstärkt wird. All diese Zahlen zeigen: Die globale Produktion und besonders die voranschreitende Digitalisierung werden von diesen Rohstoffen bestimmt. Kein Wunder also, dass die führenden Imperialisten nicht nur mit allen Mitteln um sie kämpfen, sondern ebenfalls darum ringen, in ihrer Verarbeitung aus der Abhängigkeit rauszukommen.

Wer hält die Strippen in der Hand?

China baut rund 70% der Seltenen Erden weltweit ab. Bei der Weiterverarbeitung liegt der Anteil sogar bei über 90%, was dem Land die eindeutige Monopolstellung verschafft – laut Prognosen auch noch für die nächsten 10-15 Jahre. Dass die Relevanz dieser Rohstoffe rasant zunimmt, erschließt sich aus ihren Einsatzbereichen und so ist es auch selbsterklärend, dass die anderen Imperialisten – allen voran die USA – in diesem Bereich schleunigst aufholen wollen und müssen. Beispielsweise hat der Exportstopp Chinas von Seltenen Erden bis vergangenen Monat die extrem große Abhängigkeit dieser anderen Länder vom chinesischen Markt gezeigt. Auch die größten bekannten Vorkommen von Seltenen Erden befinden sich in China (ca. 44 Mio. Tonnen), gefolgt von Brasilien (ca. 21 Mio. Tonnen), Indien (ca. 7 Mio. Tonnen) und Australien (ca. 6 Mio Tonnen). Auch Regionen wie Kanada, Grönland oder Vietnam verfügen über große Mengen, diese werden aber vergleichsweise noch kaum gefördert. Erinnern wir uns an die verkündeten Übernahmepläne Trumps von Grönland oder der Erklärung über Kanada als 51. Bundesstaat im Frühjahr zurück, wird noch einmal deutlich, was es heißt, dass der US-Imperialismus im aktuellen kritischen Kampf um die Neuaufteilung der Welt eine Spitze braucht, die noch aggressiver und noch schonungsloser bereit ist, durchzugreifen. Aber auch kriegerisch umkämpfte Regionen wie die Ukraine und die Demokratische Republik Kongo oder wirtschaftlich stark umkämpfte Länder wie Tansania fallen besonders mit ihren Seltene-Erden-Ressourcen auf. Gerade in der Ukraine erscheint, neben dem bewaffneten Krieg um Boden und Land, der Rohstoff-Deal, den die USA ihr unter Trump aufgedrückt hat, noch einmal in einem anderen Licht.

Von Radarsystemen über U-Boote hin zu F-35

Die Kriegsindustrie befindet sich dabei in einem Teufelskreis mit diesen Rohstoffen, denn während viele dieser Kriege auch um sie geführt werden, braucht es eine Unmenge an genau diesen Rohstoffen, um sie überhaupt erst führen zu können. Lenkflugkörper, Drohnenmotoren, Hitzeresistente Systeme, Laser, Nachtsicht, Radarsysteme – sie alle sind unmittelbar abhängig von Seltenen Erden und den daraus hergestellten Hochleistungs-Magneten. Besonders in Zeiten der wachsenden Kriegsgefahr stellt die Einstellung der Exporte dieser Stoffe also ebenfalls eine neue Eskalation dar. Über 400 Kilo seltene Erden braucht ein einziger F-35-Jet, ein USS-Virginia-U-Boot des US-Militärs sogar über 4 Tonnen.

Und inmitten dieser wachsenden Kriegsgefahr zeigt sich, wie schonungslos die Seltenen Erden aktuell umkämpft sind. Leidtragende in diesen Kriegen sind die Völker der jeweiligen Regionen. Aber auch die Umwelt leidet beispiellos unter dem Abbau und der Verarbeitung der seltenen Erden. Der Abbau von sogenannten leichten Seltenen Erden wie Neodym oder Praseodym haben bis zu 75 t CO₂ Emissionen pro Tonne Rohstoff. Das ist extrem hoch und nur wenige industrielle Prozesse liegen in dieser Größenordnung. Dieser Emissionsbereich gilt sonst z.B. für 40 Tonnen Stahl.

Die Seltenen Erden stellen somit in vielerlei Hinsicht ein sehr extremes Beispiel dar für die Abhängigkeiten und Verteilungskämpfe im kapitalistischen System und sie werden für die Imperialisten immer wichtiger. Für eine Zukunft, in der sie also entlang unserer Interessen und unter Berücksichtigung unserer Bedarfe und der Umwelt zum Einsatz kommen, braucht es den antiimperialistischen Kampf gegen ihre Kriege um Ressourcen, Märkte und Land dringender denn je.