Für viele aus Deutschland ist Antalya ein klasse Urlaubsort, doch wie sieht es mit den Arbeitsbedingungen in den Hotels aus? In einem Hotel in Antalya wehren sich aktuell Beschäftigte wegen fehlendem Lohn und schlechten Arbeitsbedingungen. Vor kurzem erschien ein Artikel in der sozialistischen Tageszeitung EVRENSEL über den Widerstand der Side Win Hotel Beschäftigten. Die Tageszeitung erscheint täglich in der Türkei. Der untenstehende Artikel ist ins Deutsche übersetzt:
Die Beschäftigten des Side Win Hotel in Antalya-Manavgat kämpfen seit Monaten für ihre ausstehenden Löhne. Obwohl die Sommersaison zu Ende geht, hat der Arbeitgeber weder gezahlt noch auf die Forderungen der Beschäftigten reagiert. „Hier gibt es nicht nur Probleme mit den Löhnen, sondern auch mit Wasser und Essen“, sagen die Beschäftigten und berichten, dass sich die Bedingungen im Hotel von Tag zu Tag verschlechtern.
Die Arbeiter berichten, dass die Geschäftsleitung wiederholt ihre IBAN-Nummern gesammelt und versprochen habe, die Zahlungen zu leisten, dass jedoch keine Zahlungen erfolgt seien. Süleyman Tekel, der im Hotel arbeitet, sagt, dass etliche Arbeiter immer noch für ihre Rechte kämpfen:
„Die Manager kamen und sammelten unsere IBAN-Nummern ein, als ob die Zahlungen erfolgen würden, aber das gab es schon einmal, es war nur Show. Die Saison geht zu Ende, sie versuchen, uns hinzuhalten, damit wir aufgeben.“
Die Arbeiter gaben an, dass sie seit Monaten weder ihre Gehälter noch ihre Überstundenvergütung erhalten hätten und dass viele von ihnen mit Schulden leben müssten.
„Es gibt kein Wasser, die Verpflegung ist problematisch, der Hotel-Direktor hat die Arbeiter angegriffen“
Tekel sagte, dass nicht nur die Löhne, sondern auch die grundlegendsten Bedürfnisse nicht gedeckt seien: „Hier gibt es nicht einmal Wasser, wir müssen es von außerhalb holen. Der Chef hat den Kantinenmitarbeitern vor zehn Tagen jeweils 2.000 Lira (ca. 40 €) gegeben, um sie zum Schweigen zu bringen, wie eine Art Taschengeld. Alle sind verzweifelt.“
Die Arbeiter berichteten auch von zunehmendem Druck und Mobbing am Arbeitsplatz. Süleyman Tekel sagte: „Der Direktor hat einen Arbeiter angegriffen, aber niemand hat etwas gesagt. Wir können auch nicht mit dem Chef sprechen. Wir rufen von verschiedenen Nummern an, aber das Telefon ist ausgeschaltet. Niemand ruft zurück.“
Die Geschichte vom neuen Chef
Ein Mitarbeiter erzählte, dass der Chef die Angestellten ständig mit neuen Ausreden hinhält: „Sie sagen ständig: ‚Das Hotel wurde verkauft, es kommt ein neuer Chef‘, aber es ist niemand da. Es sieht so aus, als würden sie nur den Namen ändern und weitermachen wie bisher. Der Chef heißt Nadir Kare, wir sehen ihn selten. Wenn er kommt, sagt er: ‚Meine Taschen sind leer‘, ‚Ich warte auf die Zahlung der Agentur‘. Jeden Tag eine andere Lüge: An einem Tag ist es ‚morgen‘, am nächsten Tag ‚Montag‘… Das Ergebnis ist immer dasselbe.“
Derselbe Arbeiter betonte, dass es sich hierbei nicht nur um Lohndiebstahl, sondern um offensichtlichen „Arbeitsbetrug“ handele: „Wir sind an die Presse gegangen, wir waren in den Zeitungen, aber es gibt immer noch kein Ergebnis. Sie betrügen die Menschen um ihre Arbeit. Betrug ist nicht nur Gelddiebstahl, sondern auch Diebstahl von Arbeit.“
„Wir haben das Hotel verkauft, geht weg“
Die Arbeiter berichteten auch, dass die Geschäftsleitung in den letzten Tagen versucht habe, sie mit den Worten „Das Hotel wurde verkauft, verlassen Sie diesen Ort“ zu vertreiben. Die Arbeiter sagen jedoch, dass sie nicht gehen werden, bevor sie ihre Löhne erhalten haben. Tekel sagte: „Der stellvertretende Hotelchef sagte: ‚Wir haben diesen Ort verkauft, gehen Sie weg.‘ Aber es gibt weder eine Zahlung noch einen Käufer. Alles nur ausreden.“
Die Gewerkschaft verfolgt den Prozess
Die Gewerkschaft Dev Turizm-İş, die dem Gewerkschaftsdachverband DİSK angehört, verfolgt den Prozess seit Beginn an. Die Gewerkschaft hatte im Sommer die erste Arbeitsniederlegung im Hotel angekündigt und auf die schlechten Arbeitsbedingungen hingewiesen. Mahir Doğan, der Gewerkschaftsvertreter der Dev Turizm-İş, erklärte, dass zu diesem Zeitpunkt etwa 650 Personen im Hotel beschäftigt waren und die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen war: „Die Gäste checkten aus, die Beschäftigten warteten draußen. Es war eine Zahlung versprochen worden, aber diese erfolgte nicht. Einige Beschäftigte hatten auch bei einer Zahlung nicht vor, zurückzukehren.“ Seitdem verfolgt die Gewerkschaft den Kampf der Hotelangestellten für ihre Rechte.
Stromausfall, keine Verpflegung, die Geduld geht zu Ende
Die Bedingungen im Hotel haben sich weiter verschlechtert. Während Strom- und Wasserausfälle anhalten, sind die Küchen- und Reinigungsdienste fast zum Erliegen gekommen. Einige Arbeiter geben an, dass sie ohne Erlaubnis arbeiten müssen und dass diejenigen, die um Erlaubnis bitten, bedroht werden. Ein Küchenmitarbeiter sagte: „Am Freitag wurde die Arbeit niedergelegt, und als am Montag keine Zahlung erfolgte, wurde die Arbeit nicht wieder aufgenommen. Unsere Geduld ist am Ende.“ Ein anderer Arbeiter berichtete, dass die Löhne seit Monaten verspätet oder unvollständig gezahlt würden: „Seit wir hier arbeiten, werden die Löhne immer einen Monat zu spät gezahlt. Wir müssen darum kämpfen. Die Geduld der Menschen ist am Ende.“
„Wir haben keine andere Wahl, als Widerstand zu leisten“
Die Beschäftigten von Side Win warten trotz des Schweigens ihres Arbeitgebers und der Gleichgültigkeit der staatlichen Institutionen weiterhin vor dem Hotel. „Die Saison geht zu Ende, aber wir sind noch nicht fertig“, sagen die Beschäftigten und erklären, dass sie das Hotel nicht verlassen werden, bevor sie ihre Löhne erhalten haben: „Sie halten uns hin, und wenn wir nicht zusammenhalten, werden sie uns einzeln vernichten. Wir haben keine andere Wahl, als Widerstand zu leisten.“
Was war passiert?
Das Side Win Hotel in Manavgat bei Antalya war während der Sommersaison wiederholt wegen Arbeitsniederlegungen und Protestaktionen in den Schlagzeilen. Die Arbeiter, die ihre Löhne nicht erhielten, hatten die Arbeit wegen schlechter Arbeitsbedingungen, Strom- und Wasserausfällen und unbezahlten Überstunden niedergelegt. Laut einer Erklärung der Gewerkschaft DİSK Dev Turizm-İş arbeiten etwa 650 Menschen in dem Hotel. Die Arbeiter sagen, dass trotz des Versprechens des Arbeitgebers, „die Zahlungen werden geleistet“, nichts passiert ist. Auch heute noch protestieren Dutzende von Arbeitern vor dem Side Win Hotel und sagen: „Wir werden nicht gehen, bevor wir unsere Rechte bekommen.“
Barış Salık/EVRENSEL