Stellenabbau bei Bosch – Widerstand formiert sich

Bis Ende 2030 sollen 22.000 Stellen bei Bosch allein in Deutschland wegfallen. Doch der Widerstand formiert sich in Deutschland und auch Frankreich.

Wie wir kürzlich berichtet haben gab das Management von Bosch bekannt, weitere 13.000 Stellen in Deutschland streichen zu wollen. Zusammen mit dem bereits angekündigten Stellenabbau fallen damit bis Ende 2030 etwa 22.000 Arbeitsplätze weg. Es wird unerträglich, und das wollen immer weniger Kolleginnen und Kollegen bei Bosch kampflos hinnehmen.

Für manche Standorte von Bosch, hauptsächlich die, die Zulieferer für die Automobilindustrie sind, schaut es regelrecht düster aus. Im Großraum Stuttgart, wo Bosch ursprünglich herkommt, aber auch aus allen anderen Regionen kommen die Katastrophen-Meldungen Schlag auf Schlag: Stammwerk Stuttgart Feuerbach, Leinfelden, Schwäbisch Gmünd, Waiblingen, Abstatt, Leonberg, Immenstadt, Blaichach, Sebnitz… Längst sind auch tausende Angestellte, Ingenieure und Kaufleute auf die Abschussliste geraten. Bosch-Geschäftsführer und Arbeitsdirektor Stefan Grosch meint: „Wir müssen dringend an der Wettbewerbsfähigkeit im Mobility-Bereich arbeiten und unsere Kosten weiter dauerhaft senken. Dazu setzen wir viele Hebel in Bewegung. Bedauerlicherweise kommen wir dabei auch nicht um einen weiteren Stellenabbau über das bereits kommunizierte Maß herum.“ „Kosten senken“, das ist das Mantra des Kapitals, und natürlich „bedauerlicherweise“ (?) auf Kosten der Beschäftigten, der Arbeiter und Arbeiterinnen und Angestellten.

Wie reagieren Betriebsrat und Gewerkschaft IG Metall?

Der Betriebsrat will gegen die Stellenstreichungen kämpfen, heißt es in einem Beitrag des SWR vom 26.09. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Frank Sell sagt: „Für uns ist klar, dass das ein extrem heißer Herbst werden wird, weil wir natürlich kämpfen werden wie die Löwen“. Hoffen wir, dass das stimmt. Ziemlich sicher ist da noch mehr Druck von unten nötig! Die IG Metall kündigte Widerstand gegen die Maßnahmen an. „Wir werden uns als IG Metall wehren. Es geht um viele tausend Beschäftigte von Bosch, die ihren Arbeitsplatz verlieren, es geht um deren Familien und es geht um Regionen, die Perspektive, Kaufkraft und Steuereinnahmen verlieren“, so die Gewerkschaft. Es gehe aber auch um den Industriestandort als Ganzes, hieß es. Bosch sei mehr als ein Unternehmen – es sei Teil des Rückgrats der Industrie in Baden-Württemberg, so die baden-württembergische IG-Metall-Chefin Barbara Resch am Freitag. „Wer hier Arbeitsplätze streicht, trifft nicht nur einzelne, sondern ganze Familien und Gemeinden“, so Resch.

Widerstand formiert sich – spontane Aktion vor Mercedes-Museum

Es gab bereits zahlreiche Proteste: 12.000 Kollegen standen im letzten Jahr vereint im Protest vor der Konzernzentrale auf der Schillerhöhe in Gerlingen (bei Stuttgart). Und auch jetzt regt sich Widerstand: Am Dienstagmorgen des 14. Oktober 2025 um 9:00 Uhr kam es deswegen vor dem berühmten Mercedes-Museum in Stuttgart zu einer spontanen Protestkundgebung von Boschler/innen, vor allem vom bedrohten Standort Waibligen. Die Aktion wurde von vielen IG-Metall-Vertrauensleuten aus dem direkt benachbarten Mercedes-Werk Untertürkheim (das alte Stammwerk) lautstark unterstützt. Auch der Untertürkheimer Betriebsratsvorsitzende Michael Häberle nahm teil. Anlass war, dass der Bosch-CEO Stefan Hartung an einer Tagung in dem Museum teilnehmen sollte. Als mehr als 50 Waiblinger Boschler/innen mit einem Bus ankamen, gabs lautstarke Begrüßung durch die schon anwesenden. Es waren nun über hundert Kolleg/innen mit großem Bannern und Transparenten: „Unsre Jobs sind wichtiger als eure Profite!“ oder – besonders eindrucksvoll und farbenfroh gemalt: „Boschler gegen Kahlschlag! STREIK für Arbeitsplätze, Ausbildungsplätze und Frieden!“ Einige Kolleg/innen mit großen Buchstabenschildern bildeten die Anklage: JOBKILLER! An der spontanen Aktion, die erst am Vorabend bekannt geworden war, nahmen erfreulich viele jüngere Kolleg/innen teil. Auch etliche IG-Metall Rentner waren gekommen. Einer dieser Kollegen, früher bei Bosch in Wernau gewerkschaftlicher Vertrauensmann, sprach kämpferisch, und betonte, dass diese Job-Katastrophe nur durch die kapitalistische Profitgier verursacht sei und nur durch einen breit angelegten Streik aller zu verhindern sei, was mit lautstarken Parolenrufen beantwortet wurde. Er warnte vor Nazis im Betrieb und verlangte, dass sich alle für den Frieden einsetzen. Ein ver.di-Kollege aus der Krankenpflege, der spontan mit Gewerkschaftsfahne gekommen war, forderte die breite Solidarität und den gemeinsamen Kampf mit anderen Gewerkschaften. Zum Schluss rief er selbst die Losung, in die alle anderen unüberhörbar einstimmten: Ohne Streik wird sich nichts verändern! Auf der Kundgebung sprach auch der Waiblinger Betriebsratsvorsitzende im Dialog mit dem IG-Metall-Sekretär Manfred Kaufmann. Die Waiblinger Belegschaft sei kampfbereit! Bevor die Aktion nach einer Stunde zu Ende ging, stellten sich alle zu einem eindrucksvollen Bild auf.  Eine starke Aktion von der gewerkschaftlichen Basis!

Nicht nur in Deutschland kämpfen die Bosch-Kollegen

Kolleginnen und Kollegen des Bosch-Werkes in Blois (Zentralfrankreich) haben den Kampf gegen den Konzern schon aufgenommen. Am 2. Oktober haben die Beschäftigten den Vollstreik wieder aufgenommen und um 5 Uhr morgens ihre Streikpostenkette wieder aufgebaut, heißt es in der Zeitung „La Forge“. Am gleichen Tag gab es auch eine Demonstration der „Intersyndikale“, eines Zusammenschlusses mehrerer Gewerkschaften. 275 Kolleginnen und Kollegen sind im Departement Vendôme, zu dem Blois gehört, bei Bosch beschäftigt. Das Werk, in dem Lenksäulen hergestellt werden, soll nach Information der Geschäftsleitung komplett verkauft werden. Die Zeitung „La Forge“ schreibt: 

Heute erfolgen die Umstrukturierungen der Monopole im Automobilsektor rascher, und nachdem Bosch zahlreiche Standorte und Tochtergesellschaften in Schwierigkeiten gebracht hat, um sie besser schließen oder verkaufen zu können, baut das Unternehmen nun seinen Lenkungssektor ab, weil er nicht genug Gewinn abwirft und unverzüglich in die rentabelsten Sektoren investiert werden muss, um die Gewinne des Monopols zu sichern und „im Rennen zu bleiben”.
In einer Mitteilung vom Juni 2025 schrieb der multinationale Konzern: „(…) Kostensenkungsmaßnahmen in diesem Geschäftsbereich werden nicht ausreichen, um ihn nachhaltig rentabel zu machen (…) Deshalb prüft Bosch die Möglichkeit, den Großteil seines europäischen Lenkungsspartengeschäfts zu verkaufen (…)”. Die Beschäftigten haben verstanden, dass die kollektiven Aufhebungsverträge dazu dienten, „die Braut zu schmücken“, um sie besser verkaufen zu können.“ Damit sind die Beschäftigten jedenfalls nicht einverstanden. Arbeitsniederlegungen und einen ersten Generalstreik für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und die Übertragung ihrer Bosch-Vereinbarungen auf den neuen Arbeitgeber hatten sie bereits am 25. September organisiert. Um den Streik zu beenden, den „sozialen Dialog” wieder aufzunehmen und die Gewerkschaften daran zu hindern, die Mobilisierung wieder aufzunehmen, hat Bosch zwei Streiktage pro Tarifvertrag bezahlt. An der Streikpostenkette erinnern die Arbeiter mit Reden an ihre Forderungen: „Bosch soll zuerst für die sozialen, tariflichen und Entschädigungsgarantien aufkommen, nicht für die Streiktage!

-La Forge

Von den Bosch-Arbeitern in Frankreich können wir lernen:

Unsere Chance – Resistance