In einem Dienstleistungsunternehmen, welches in Wuppertal Altenheime reinigt, haben die Arbeiterinnen und Arbeiter mit Unterstützung der Gewerkschaft IG BAU innerhalb kürzester Zeit erfolgreich einen Betriebsrat gründen können. In dem Betrieb arbeiten insgesamt knapp 280 Beschäftigte, überwiegend Frauen, die viele verschiedene Sprachen sprechen. Ein hoher Anteil der Beschäftigten hat einen Migrationshintergrund, wie so oft in der Reinigungsbranche. Dementsprechend muss man das bei der Kandidatensuche und der gewerkschaftlichen Organisierung beachten. Von Vorteil ist es bei so einer BR-Gründung, wenn man aus den vielfältigen Sprachen auch Aktivisten oder Kandidaten hat. Wir konnten mit beteiligten Kolleginnen und Kollegen sprechen und berichten darüber.
Wie fing alles an?
Eine Kollegin wendet sich an die Gewerkschaft, erzählt über die schlechten Arbeitsbedingungen und die fehlende Wertschätzung durch die Führungskräfte im Betrieb. Dort kommt man sich überein, dass die Kollegin noch weitere Kolleginnen Ihres Vertrauens ansprechen und man daraus dann eine Gruppe bilden sollte, um kollektive Probleme künftig gemeinsam anzugehen. Schnell bildet sich ein Komitee aus fünf Kolleginnen aus dem Betrieb, man entscheidet sich, einen Betriebsrat zu gründen.
Die erste Phase beginnt durch gewerkschaftliche Organisierung
Das Komitee und die Gewerkschaftssekretäre treffen sich kontinuierlich, um nicht aufzufallen außerhalb der Arbeitsstätten, weil man mit Repressionen rechnen kann. In diesen Treffen recherchiert man das Unternehmen, man versucht die Probleme bzw. insbesondere die kollektiven Probleme der Beschäftigten zu identifizieren. Es wird über die Aufgaben eines Wahlvorstands und eines Betriebsrats und deren Wahl informiert. Es wird abgesprochen, dass erst die gewerkschaftliche Organisierung enorm steigen sollte. Aus anfangs acht Organisierten werden schnell knapp 60. Davor wird ausführlich über Notwendigkeit und die Erforderlichkeit einer gewerkschaftlichen Organisierung gesprochen, und es gibt immer wieder Verabredungen, wer die Kolleginnen und Kollegen in welchem Altenheimen aktiv auf die Gewerkschaft ansprechen soll. Es wird auch über mögliche Gegenwehr der Geschäftsführung offen gesprochen, um vorbereitet zu sein, wenn Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Zweite Phase: BR Gründung wird durch die Gewerkschaft eingeleitet
Nach knapp sechs Wochen entschied man sich nunmehr, die Geschäftsführung über die Einleitung der Betriebsratswahl zu informieren, das übernehmen die Gewerkschaftssekretäre. Somit bleiben Komiteemitglieder weiterhin verdeckt und können weiterhin im Hintergrund gewerkschaftliche Organisierung durchführen und Vorbereitungen für die Wahl treffen. Die Führungskräfte versuchen vergeblich, durch einige Einzelgespräche mit Beschäftigten herauszufinden, wer die Gewerkschaft beauftragt hat. Es fallen Aussagen, es hätte schon mal vor langen Jahren einen Versuch mit einer anderen Einzelgewerkschaft gegeben, der scheiterte, das würde nicht klappen, die Beschäftigten hätten keine Probleme, man hätte aber kein Problem damit, wenn es zukünftig einen Betriebsrat gäbe. Die Gewerkschaftsaktivisten haben sich gut vorbereitet und zur ersten Wahlversammlung kommen 60 % der Belegschaft. Dort wird erfolgreich ein Wahlvorstand gewählt.
Dritte Phase: Raus aus der Deckung, in die Offensive!
Die Geschäftsführung fängt an, Fehler der Wahlvorstandsmitglieder zu suchen. Bei einer Kollegin findet man etwas, es kommt leider zu einem Aufhebungsvertrag. Der Druck der Geschäftsführung gegenüber den Wahlvorstandsmitgliedern steigt. Immer wird versucht, die Wahlvorstandsarbeit zu stören, zu verzögern, fast schon zu verhindern. Der Wahlvorstand muss sogar einen Rechtsanwalt beauftragen, immer kurz vor Gericht lenkt die Geschäftsführung ein. Die Gewerkschaft IG BAU und die Kolleginnen und Kollegen aus dem Wahlvorstand bleiben stabil. Und auch währenddessen werden immer wieder Kolleginnen von den gewerkschaftlichen Aktiven auf gewerkschaftliche Organisierung angesprochen.
Letzte Phase: Betriebsratswahl
Die letzte Vorbereitung der gewerkschaftlichen Aktivisten des Komitees ist, geeignete Kandidaten aus möglichst allen Arbeitsstätten, also aus den verschiedenen Altenheim-Häusern zu finden. Bei der Wahl läuft alles optimal, es gibt eine gute Teilnahme seitens der Arbeiterinnen und Arbeiter, letztendlich gründen die Gewerkschaftsaktivisten mit Unterstützung der Gewerkschaft erfolgreich den Betriebsrat. In einem Zeitraum von nur sechs Monaten hat sich der Betriebsrat gegründet und der gewerkschaftliche Organisationsgrad erhöht sich von anfangs acht auf inzwischen knapp 90.
Jetzt fängt eine neue, andere Phase an, die Interessen der Arbeiterinnen und Arbeiter zu verteidigen, es gibt viel zu tun.
CK